Viele Führungskräfte haben in der jetzigen akuten Krisensituation mit besonderen Schwierigkeiten zu kämpfen. Herausforderungen, die nicht nur strategische Entscheidungen oder die Führung von Teams betreffen, sondern auch die Selbstführung.
Doch Führungskräfte werden nicht im Krisensimulator auf solche Situationen vorbereitet. Was also tun? Im Folgenden will ich einmal aufführen, welche Aspekte für Sie insbesondere in der Krise wichtig sind:
Wollen Sie andere als Steuermann gut durch die rauhe See schippern, müssen Sie sich zunächst darüber klar werden, was Sie selbst brauchen, um diese Rolle mit ausreichend Energie zu meistern. Gut für sich selbst zu sorgen, ist ein Schlüsselelement in der Krise.
Kennen Sie Ihre eigenen Bedürfnisse, Gedanken und Emotionen und lernen Sie, diese zu steuern. Das ist essentiell für ein gutes Selbstmanagement. Genau so wie dafür zu sorgen, nicht permanent Energie-Raubbau zu betreiben. Denn wenn Sie nicht gut für sich sorgen, werden Sie auch schlecht für andere eine Anlaufstelle sein können.
In der Ruhe liegt die Kraft
In einer stürmischen und fragilen Zeit braucht es eine ruhige, verlässliche Kraft, der man vertrauen kann. Hier ist kein Aktionismus gefragt. Damit wird eher Panik geschürt.
Bleiben Sie ruhig und folgen Sie nicht der Versuchung, tausend Dinge gleichzeitig tun zu wollen. Mitarbeiter brauchen das Gefühl von Sicherheit und Stabilität – besonders in extrem stürmischen Zeiten. Handeln Sie bedacht, aber handeln Sie.
Planen und Improvisieren
In einer solchen Krise muss jeden Tag aufs Neue darauf geschaut werden, welche Handlungen sinnvoll sind. Natürlich braucht es dennoch den Blick nach vorne. Heute treffen Sie Entscheidungen, um das Morgen überhaupt zu ermöglichen. Dieser Balance-Akt ist ein Kernaspekt von Führung und es hat ihn natürlich schon immer gegeben. Nur: in einer Krise ist diese Kompetenz in besonderem Maße gefragt.
Fürsorge für Mitarbeiter
In Krisenzeiten ist es besonders wichtig, nicht nur engagierte Mitarbeiter zu haben, sondern auch darauf zu achten, dass sie nicht in die Überlastung gehen. Häufig sind es gerade die leistungsstärksten Mitarbeiter, die über ihre Grenzen gehen, ohne es zu merken. Hier braucht es die Achtsamkeit und Fürsorge einer Führungskraft. Schauen Sie darauf, dass Ihre Mitarbeiter ausreichend Möglichkeiten zur Regeneration haben. Manchen Mitarbeitern muss man vielleicht auch ihren Ausgleich diktieren, um Schlimmeres zu vermeiden.
Viel Kommunikation
Es ist essentiell für Führungskräfte, zu kommunizieren. Dies gilt umso mehr und insbesondere in Krisensituationen!
Immer dann, wenn sich Unternehmen in einer Veränderungssituation befinden, werden Mitarbeiter in erhöhte Alarmbereitschaft versetzt. Ihr Bedürfnis nach Klarheit, Transparenz und nach „Community“ ist in diesen Zeiten deshalb besonders hoch. Hier braucht es Führung, die „nahbar“ ist – keine, die sich versteckt und abwartet.
Viele Führungskräfte neigen in Krisensituationen dazu, gar nicht mehr zu kommunizieren. Hier hört man dann häufig Sätze wie: „Was soll ich denn kommunizieren, wenn es nichts zu sagen gibt? Im Moment wissen wir doch alle nicht wie es denn weitergeht.“ So nachvollziehbar solche Aussagen auch sein mögen: Es ist nicht empfehlenswert, in den Rückzug zu gehen. Ganz im Gegenteil: Seien Sie proaktiv. Sprechen Sie die Themen an. Kommunizieren Sie, was Sie sicher wissen. Und kommunizieren Sie auch, was Sie nicht wissen. Das schafft Transparenz und nimmt den Mitarbeitern ein Stück der Unsicherheit.
Positives Mindset setzen
Angst blockiert Menschen. Niemand verlangt von Ihnen, etwas „schönzureden“. Vielmehr geht es darum, Menschen aus der Blockade zu führen, ihnen behilflich zu sein, in ihre Stärke zu kommen. Auch das ist eine Aufgabe von Führung.
Es mag für viele schwierig sein, sich vorzustellen, wofür diese Krise gut sein mag. Dennoch ist es wichtig, auch eine mögliche Vision aufzeigen: Wenn wir das geschafft haben, was wird das für uns bedeuten? Wie können wir daraus hervorgehen? Was wird sein oder kann sein? Wer das klar kommunizieren kann, hilft seinen Mitarbeitern.
Zugehörigkeit zu einem Team
Menschen haben grundsätzlich ein tiefes Bedürfnis danach, „dazuzugehören“, Teil von etwas Größerem zu sein, mit anderen in Beziehung zu sein, Teil einer Gemeinschaft. Dieses Bedürfnis ist umso stärker in Krisenzeiten. Als Führungskraft können Sie Ihren Mitarbeitern aufzeigen, von welchem besonderen Team sie ein wichtiger Teil sind.
Bedeutung geben
Auch Feedback und Wertschätzung gehören zum Repertoire eines positiven Leadership-Stils. Menschen haben das Bedürfnis, „gesehen“ zu werden. Umso wichtiger wiederum werden diese Aspekte in Krisenzeiten.
Sehen Sie die Stärken und Talente Ihrer Mitarbeiter und bestärken Sie sie darin. Auch in der Krise können damit positive Gefühle und positive Gedanken entstehen.
Das Gefühl, gebraucht zu werden und einen wertvollen Beitrag für das Unternehmen zu leisten, ist gerade jetzt wichtiger denn je.
Die Aspekte „Bedeutung geben” und „Zugehörigkeit zu einem Team” werden explizit in einer
Studie der London Business School zum Thema “What do followers want?” hervorgehoben.
Fazit: Achten Sie auf sich und behalten Sie einen kühlen Kopf
Wir alle wissen: Krisenzeiten sind fordernd. Für Ihre Mitarbeiter genauso wie für Sie persönlich. Vergessen Sie nicht, auf Ihre eigenen Bedürfnisse zu achten und Ihre Grenzen zu wahren. Nur so können Sie souverän durch diese stürmischen Zeiten navigieren. Außerdem sollten Sie einen kühlen Kopf bewahren und offen mit Ihren Mitarbeitern kommunizieren.
Und denken Sie daran: Auch diese besonderen aktuellen Herausforderungen werden vorübergehen. Ich wünsche Ihnen, dass Sie gut durch diese Krisenzeit kommen!