veraenderung coronakrise unternehmen unternehmenskultur

Das wird sich durch die Coronakrise in Unternehmen verändern: Meine vier Hypothesen

Es ist noch gar nicht so lange her, da galt Homeoffice noch als etwas Besonderes und wurde nicht in jedem Unternehmen gerne gesehen, geschweige denn unterstützt. Vielleicht erinnern Sie sich noch. Die Coronakrise hat diesen Zustand beinahe brachial geändert. Natürlich ist nicht jeder Arbeitsplatz dazu geeignet, ins Homeoffice verlagert zu werden. Doch es zeigt sich gerade jetzt, dass es viel häufiger möglich ist als zuvor von vielen angenommen.

Plötzlich sind zum Beispiel virtuelle Konferenzen möglich, wo Unternehmen vorher auf Präsenzmeetings bestanden haben. Für viele ein Sprung ins kalte Wasser – aber es zeigt sich, dass trotz der insgesamt angespannten Situation viele auch das Positive darin sehen.

Was ändert sich durch das Homeoffice:

  • Reisezeiten zum Arbeitsort (für viele einige Stunden am Tag) fallen weg.
  • Wegfallende Reisezeiten verursachen ein geringeres subjektives Stressempfinden.
  • Gleichzeitig brauchen Menschen eine klare Struktur für sich, um im Homeoffice effizient zu sein und den Fokus zu behalten. Wenn Sie darüber mehr erfahren wollen, schauen Sie gerne in meinen Blog-Artikel zum Thema.
  • Zu Hause müssen klare Regeln aufgestellt werden, um Kindern, Partner und anderen Familienangehörigen klar zu signalisieren, wann störungsfreie Arbeitszeit ist.
  • Menschen, die alleine leben, müssen für sich klar definieren, wie sie ihre sozialen Kontakte pflegen.

Werden wir künftig dauerhaft mehr im Homeoffice arbeiten oder ist dies ausschließlich eine „Corona-Erscheinung“ und zeitlich darauf limitiert?

Was wird sich in der Arbeitswelt geändert haben, nachdem sich Corona verabschiedet hat? 

Nachfolgend einige Hypothesen:

Hypothese 1: Geschäftsreisen werden bewusster erfolgen

Geschäftsreisen wird es auch in Zukunft geben, aber die Selbstverständlichkeit von zuvor, heute mal kurz nach Berlin zu sprinten, morgen nach Zürich und in zwei Tagen nach London – die fällt weg. Und ich muss sagen, dass ich selbst nicht unglücklich darüber bin. Ich verzichte bereits seit geraumer Zeit gerne darauf, zu den zig Meetings zu reisen, wenn es doch auch virtuell machbar ist. Und Coaching funktioniert genauso gut im virtuellen Raum.

Die Frage ist also nicht, ob Meetings, Events, Workshops usw. weiter stattfinden, sondern nur, in welcher Form.

Die Sinnhaftigkeit der Geschäftsreisen bzw. Reisezeiten wird stärker hinterfragt werden. Weshalb soll ich einen halben oder häufig ganzen Tag Reisezeit (= Lebenszeit) investieren, um an einem Meeting in Buxtehude teilzunehmen? Ich für meinen Teil stelle das sehr in Frage. Auch viele meiner Kunden und Kollegen spiegeln mir aktuell, welche Erleichterung sie in Anbetracht der plötzlich wegfallenden Reisezeiten empfinden.

Wer sich künftig in einem Präsenz-Meeting zusammenfindet, wird dies vielleicht auch mehr wertschätzen als zuvor. Denn es ist dann eben keine Selbstverständlichkeit mehr, von A nach B zu jetten und jeden jederzeit von Angesicht zu Angesicht sehen zu können.

Vielleicht werden damit auch die permanenten Störquellen wie Smartphones oder Laptops, auf die manche Meeting-Teilnehmer nicht verzichten wollen, verschwinden – weil sie sich mehr auf ihre Gegenüber konzentrieren mögen.

Zusammenfassend denke ich, es wird ein Umdenken geben: hin zu mehr Bewusstsein, mehr Reflektion, mehr Präsenz in der Präsenz.

Hypothese 2: Homeoffice bleibt aktuell

Die im Moment mit höchster Schubkraft ausgestattete Digitalisierungswelle wird nach Corona nicht zurückgefahren. Unternehmen – Führungskräfte wie Mitarbeiter – haben festgestellt, dass es auch so funktioniert. Manchmal werden vermeintlich unmögliche Dinge möglich.

Vorherige Reglementierungen zum Thema Homeoffice werden komplett geändert. Der Nutzen ist für – fast – alle sichtbar. Daher wird es kein „Zurück“ zur vorherigen Art und Weise des Arbeitens geben.

Hypothese 3: Kommunikation wird wichtiger

Das Thema Kommunikation wird für Führungskräfte wesentlich wichtiger als zuvor.

Führungskräfte, die bis dato vielleicht weniger den Fokus auf Kommunikation gesetzt haben, werden dies nun verstärkt tun müssen, da das gemeinsame Arbeiten und Abstimmen sonst schlichtweg nicht funktioniert. Das beinhaltet zum einen mehr virtuelle Teammeetings, aber auch 1:1-Meetings. Es gibt hierfür zahlreiche virtuelle Tools, die bereits von vielen optimal genutzt werden.

Neben der sachlich-fachlichen Funktion von Meetings wird die Bedeutung der Beziehungsfunktion steigen. Denn, wie bereits allgemein bekannt, führt das nicht reale Vorhandensein von Menschen im Arbeitskontext zu einem höheren Bedarf an Beziehung.

Die Frage, wie Führungskräfte kommunizieren und führen, wird in Unternehmenskulturen die Frage bedeutsamer machen, nach welchen Kriterien sie ihre Führungskräfte wählen. Das wird auch die Frage in den Fokus stellen, welche Führungskultur es braucht und wie man diese schafft.

Hypothese 4: Unternehmen werden mehr lokal produzieren

In der Vergangenheit war es gängiges Prozedere, Outsourcing zu betreiben und zwar bevorzugt in Länder, in denen das Lohngefüge günstiger ist. Dies ist nicht als Vorwurf gegen Unternehmen gemeint. Häufig genug hat die Politik mit Regularien den Unternehmen quasi keine andere Möglichkeit gelassen.

Die aktuelle Situation zeigt aber: Wir sind abhängig und nicht autark bei lebenswichtigen, essentiellen Themen. Die Brisanz, dass die Produktion häufig anderswo stattfindet und die internationalen Lieferketten in einer solchen Krise nicht funktionieren, zeigt Handlungsbedarf.

Unternehmen – und hoffentlich einhergehend entsprechende Maßnahmen der Politik – werden hier zum „Act local“-Modus übergehen.

Die Produktion von z. B. lebenswichtigen Medikamenten wird wieder in Deutschland stattfinden. Das wird auch für einige andere Produkte gelten. Sicher nicht für alle, aber für einige in Schlüsselbereichen. Dies wiederum wird zu einer veränderten Arbeitsmarktsituation in Deutschland führen.

Fazit:

Sicher wird nach Corona nicht alles gut sein. Die Krise wird viele Arbeitsplätze kosten und viele Unternehmen werden nicht überleben.

Es werden durch die Coronakrise auch nicht alle Menschen plötzlich zu solidarisch denkenden und guten Menschen mutieren. Das ist pures Wunschdenken.

Aber wenn einige meiner oben genannten Vorannahmen eintreten, wäre das nicht zu verachten. Einiges davon ist längst überfällig.

Ich bin sehr gespannt was konkret davon eintreten wird.

Schreiben Sie einen Kommentar

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

19 − 17 =

Nach oben scrollen