Wann haben Sie zuletzt eine Auszeit genommen?
Im eigentlichen Sinne bedeutet Auszeit nicht nur „nicht zu arbeiten“, sondern es bedeutet Ruhe zu haben, Zeit zu haben um nicht mehr im Aussen zu agieren, sondern um sich der eigenen Innenwelt zu widmen. Es gibt viele verschiedene Varianten von Auszeit.
Dazu hab ich bereits in vorherigen Blogs geschrieben wie zum Beispiel in diesem Artikel „Sechs gute Gründe eine Auszeit zu nehmen.“
Heute widme ich diesen Blog der Auszeit mit dem Fokus Konzentration, Ruhe und des In-sich-Kehrens. Wahrscheinlich wissen Sie bereits, dass viele großartige Menschen, nicht nur Künstler, sich immer mal wieder diesem völligen Rückzug hingegeben haben. Ein Luxus in der heutigen Welt, in der wir quasi non stop überflutet werden von Informationen. Zumindest dann, wenn wir nicht auf uns achten.
Es gibt Studien, die nachgewiesen haben, wie wichtig diese Art Ruhezeiten für unsere Salutogenese ist. Unser Nervensystem wird wieder balanciert, wir bekommen neue Energie und unsere Resilienz wird zu neuem Leben erweckt. Darüberhinaus gibt es Studien die besagen, dass selbst kleinste Ruhe-Zeiten während eines Arbeitstages in einem Großraumbüro, bereits positive Effekte hat auf unser Nervensystem.
Die Kunst oder besser gesagt, die Muße der Ruhe zu zelebrieren, hat viele positive Aspekte auf unsere Gesundheit und unser kreatives Denken. Zum einen befreit es uns von dem permanenten Zwang, immer wieder von neuem darüber nachzudenken, was es als nächstes zu sagen, zu schreiben oder zu tun gibt.
Erst, wenn wir nicht mehr darauf fixiert sind, was im nächsten Schritt zu tun oder zu sagen ist, erst dann gibt es Raum für wirklich neue Perspektiven. Und erst dann haben wir die Gelegenheit einmal wirklich unserer inneren Stimme zu lauschen. Erst dann kommen wir tatsächlich zur Ruhe.
Selbst unglaublich beschäftigte Menschen können diese Art des Rückzugs der Ruhe praktizieren und kultivieren. Die Aussage „Dafür hab ich keine Zeit!“ ist eine Farce.
Die Welt wird immer lauter. Aber Ruhe ist immer zugänglich – es braucht nur Commitment um diese zu kultivieren.
Ruhephasen steigern die Produktivität
Es gibt zahlreiche Menschen, die mittlerweile dieses Motto in ihr Leben eingebaut haben. Weil sie an sich selbst festgestellt haben, es wirkt.
Während einer Ruhephase, insbesondere während eines Sabbaticals gibt es viel freie Zeit, in der man sich klassischerweise nicht um die eigentlichen Arbeitsthemen kümmert. Aber selbst diejenigen, die sich dann doch entschlossen hatten, an ihren Businessthemen zu arbeiten (ohne es zu müssen), stellten fest, dass sie viel mehr erledigt bekamen als in ihrer regulären Arbeitszeit.
Wir brauchen Zeit, um über uns selbst nachzudenken. Nur so finden wir heraus, was uns wirklich wichtig ist.
Selbst wenn wir in unserem normalen Arbeitsrhythmus sind: nach vier bis fünf Stunden wirklich produktiver Arbeit ist es sinnvoll, sich bewusst eine Pause zu gönnen, wie z.B. spazieren zu gehen. Am besten in der Natur, wer die Möglichkeit hat. Häufig ist es so, dass gerade dann kreative Lösungen für die schwierigsten Probleme zustande kommen.
Ruhephasen sind kein Zeichen von Faulheit, sondern von Kreativität. Wir schützen uns damit vor Krankheiten wie Burnout. Es ist allerdings wichtig, dass wir die Ruhephasen bewusst entscheiden und bewusst wahrnehmen und nutzen. Wenn wir nur auf der Coach lümmeln oder am Smartphone spielen, wird uns das nicht die gewünschte Energie bringen – auch wenn das gerne der ein oder andere glauben mag.
Der Nutzen von Deep Work
Mit Deep Work ist hier nicht der Fitnesskurs gemeint, den es mittlerweile in vielen Sportstudios im Angebot gibt und der ihren physischen Körper in „good shape“ bringen soll.
Auch wenn das bestimmt auch eine gute Option darstellt um physisch und mental fit zu bleiben.
Deep Work in diesem Kontext hier bezeichnet vielmehr das konzentrierte Beschäftigen mit einer Aufgabe, einem Thema.
Damit steht Deep Work komplett im Gegensatz zu dem was heute permanent stattfindet und für viele die Normalität darstellt. Der heutige häufig fragmentierte Arbeitsalltag von vielen modernen Wissensarbeitern lässt kaum Phasen zu, die ohne Unterbrechung sind.
Der amerikanische Informatikprofessor Cal Newport prägte den Begriff des Deep Work und beschreibt in seinem Buch „Digital Minimalism: Choosing a Focused Life in a Noisy World.“ ausführlich, welchen Nutzen diese Phasen für uns haben.
Ich will hier nur mal einige Nutzenmerkmale auflisten:
- Zur inneren Ruhe kommen
- Die eigene Kreativität wird gefördert
- Neue Perspektiven & Ideen entstehen
- Die Gelassenheit wächst
- Die Ruhe im Aussen hat einen positiven Effekt auf unser Herz- /Kreislaufsystem
- Unsere Konzentrationsfähigkeit steigt
Und eine Warnung gibt uns Cal Newport auch mit auf den Weg: wer über lange Zeit gewohnt ist, mit viel elektronischer Kommunikation und permanentem Springen zwischen den Aufgaben zu arbeiten, verlernt die Fähigkeit zum Tiefgang.
Wenn ich mir einige Menschen so anschaue, dann habe ich den Eindruck, dass Cal Newport leider mit seiner Aussage mitten ins Schwarze trifft, denn Tiefgang und Konzentration auf ein Thema scheint für viele schwierig zu sein. Darüberhinaus ist sein Fazit: die Fähigkeit sich zu konzentrieren verringert sich auf Dauer.
Cal Newport beschreibt auch, dass es aber genau diese Fähigkeit der Konzentration ist, die wir brauchen um in der immer schneller werdenden Welt erfolgreich sein zu können. Denn es braucht diese Fähigkeit, um in der Lage zu sein komplizierte Dinge schnell zu verstehen.
Dies ist wichtig zu betonen, denn bei Deep Work handelt es sich nicht um eine altmodische Fähigkeit, sondern eine Schlüsselqualifikation für jeden, der in einer modernen Informationsgesellschaft (über-) leben will.
Wie kann ich Deep Work in meinen Alltag einbauen?
Wenn Sie jetzt zu denjenigen gehören die sagen. „Ja, das ist ja alles gut und schön, aber für mich kann das nicht funktionieren. I´m really a busy person!“ – dann ist Deep Work wahrscheinlich genau das, was Sie einmal ausprobieren sollten.
Ich habe viele Coachees begleitet und immer wieder kommt es vor, dass dabei Führungskräfte sind, die naturgemäss sehr beschäftigt sind und den Eindruck haben, sich auf keinen Fall Zeit für sich nehmen zu können.
Nichts anderes bedeutet deep work – Zeit für sich – eine Auszeit nehmen. Hierbei kann es um große Auszeiten gehen, die natürlich für uns wunderbar sein können. Aber regelmässig kleine Auszeiten einzubauen in den Alltag ist bereits die kleine Lösung, um die es geht, damit wir in Balance sind.
Was ich dann immer gerne mache ist beispielsweise, dass ich meine Kunden bitte, ihren Kalender zu überprüfen (meist tun wir das gemeinsam), um zu überlegen, was kann storniert werden oder auch delegiert werden. Häufig genug geht es um Meetings, bei denen man zwar schon immer dabei war, aber einmal auf den Prüfstand gestellt, für sich resümiert: da muss ich im Grunde nicht dabei sein.
Und so werden auch alle anderen Themen/ Aufgaben/ Termine im Kalender überprüft und nicht selten geschehen beim gemeinsamen Review wahre kleine „Wunder“.
Auch hier passiert das, was im Coaching alltägliche Arbeit ist – wir konfrontieren unsere Coachees mit ihren Vorannahmen:
- Da muss ich sein!
- Da war ich doch schon immer dabei!
- Es könnte auch für mich wichtig sein was da besprochen wird! …
Letztendlich schaffen wir Freiräume, wo vorher keine waren. Ich empfehle zwei Strategien für die neu geschaffenen Freiräume:
Zum einen geht es darum regelmässig kleine Auszeiten zu nehmen und dafür haben wir nun diese freien Zeitfenster neu im Kalender kreiiert. Diese sollten nicht mit neuen To Do´s gefüllt werden, sondern als Termine frühzeitig geblockt werden für unsere neuen Rituale des Deep Work. Dabei kann es sich um 1 oder 2 Stunden pro Woche handeln, vielleicht aber auch mal einen halben oder ganzen Tag einplanen. Wer einmal damit begonnen hat, wird diese kleinen Phasen des Deep Works nicht mehr missen wollen.
Wenn es dann Terminanfragen geben sollte, dann heißt es, sich an die Terminvereinbarung mit sich selbst zu halten und daher andere Terminanfragen abzulehnen. Nur so kann dies funktionieren. Das nennt sich in der Resilienzforschung so schön: Selbstverpflichtung einhalten.
Ausserdem und das wäre die zweite Option: eine Deep Work Phase, die man für einige Tage oder vielleicht sogar Wochen plant ist natürlich das Nonplusultra. Auch ich habe es mir bereits ziemlich vielen Jahren auf meine Agenda genommen. Nämlich regelmässig in meine präferierten Orte zu verschwinden um mich einfach nur ausgewählten Themen zu widmen. Das muss natürlich vom eigenen sozialen Umfeld und Partner akzeptiert sein.
Besonders ans Herz legen möchte ich Ihnen dabei genau das, was auch Cal Newport in seinem Buch beschreibt und empfiehlt:
Halten Sie sich in dieser Deep Work Phase fern von sozialen Medien, vom Smartphone und konzentrieren Sie sich auf die Themen, die Sie reflektieren oder bearbeiten wollen. So entsteht Tiefgang. So können neue Ideen, neue Perspektiven wachsen, die ansonsten nicht entstehen könnten.
Ganz grundsätzlich ist es wichtig, sorgsam mit seiner Zeit und seiner Aufmerksamkeit umzugehen. Das ist unabhängig von Deep Work ein Grundprinzip für ein gesundes Leben.
Und jetzt wünsch ich allen wunderbare Impulse mit Deep Work!
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