Selbstführung

Stärkenorientiert führen – Teil 1: Selbstführung Die Kunst des Tuns!

Inhalt
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    Prolog

    Menschen sind heute mehr denn je auf der Suche nach innerer Zufriedenheit, selbstbestimmtem Arbeiten, Balance und Sinnhaftigkeit. Dabei geht es auch darum, dass man ohne Angst das Hier und Jetzt geniessen kann. Ein Wunschtraum der Menschheit.

    Die Faktoren jedoch, die dieses Gefühl von Glück und Zufriedenheit herstellen können, sind den wenigsten bewusst. Gleichwohl der Markt überschwemmt ist von Motivationsbüchern und Selbstcoaching-Anleitungen. Häufig versprechen diese Rezepte seligmachende Allheilmittel-Tinkturen in Form von Quick-Win Lösungen, die jedoch eher selten Wirkung hinterlassen bei den Nutzern.

    Wissenschaftlich erwiesen ist mittlerweile, dass es sehr wohl funktionierende „Rezepte“ gibt um dahin zu kommen und der Weg führt über „Selbstführung. Allerdings nicht nach wenigen Tagen. Denn das offene Geheimnis liegt auch hier im Prinzip Training! Ähnlich einem Training, um eine Sprache zu lernen oder eine Sportart braucht es regelmässiges, tägliches Training dieses „Muskels“. Dann haben Sie einen Effekt.

    In diesem Artikel will ich einmal eine Auswahl an Aspekten aufführen, die bei diesem Training eine Rolle spielen.

    Unser Gehirn lässt sich formen

    Wer hat solche Ausreden nicht schon gehört: „Ich bin eben so“, was dann gleichzeitig signalisieren soll, dass der Charakter feststeht sowie eine klar definierte Haltung und nicht veränderbare Verhaltensweisen. Eine solche „excuse“ würde, um mit Vera Birkenbihl zu sprechen einem typischen „Gehirnträger“ zuzuordnen sein. Das heisst also jemandem, der sein Gehirn nicht wirklich benutzt, sondern lediglich – wie es der Begriff schon besagt – sein Gehirn „spazierenträgt“ und nicht willens ist, seinen Verhaltensspielraum zu erweitern.

    Ich fand diesen Ausdruck immer schon sehr amüsant und auch ganz passend. Fragen Sie sich doch einmal selbst – und verzeihen Sie mir die provokative Frage, in welche Kategorie Sie sich eher einordnen würden: „Sind Sie eher Gehirnträger oder doch Gehirnnutzer?“. Vielleicht abhängig von der Situation – mal so und mal so? Hand aufs Herz, ich bin zwar selbst davon überzeugt, dass ich selbst in der Regel in die Kategorie der Gehirnbenutzer falle, doch es gibt auch Situationen oder Momente, in denen das nicht der Fall sein mag. Am Ende des Tages sind wir alle menschlich.

    Wer zufrieden, selbstbestimmt und sinnerfüllt leben und arbeiten möchte, der sollte das Potential seines Gehirns nutzen. Denn wir wissen heute aus den wunderbaren Ergebnissen der Wissenschaft, dass unser Gehirn sich verändert anhand dessen, was wir tun. Mit anderen Worten: Wir können die Verschaltungen in unserem Gehirn verändern – auch als Erwachsene.

    So gilt es mittlerweile beispielsweise als gesichert, dass Meditation zu einer Veränderung des Stirnhirns führt und zwar in der Form, dass Menschen dadurch Gelassenheit und Glück finden. Ich kann das aus eigener Erfahrung bestätigen.

    Der Kritiker wird sich auch im Paradies bestätigt fühlen

    Dieses Zitat stammt von Henry David Thoreau. Vielleicht kommt Ihnen der Gehalt dieser Aussage bekannt vor, ob bei Ihnen selbst oder bei Menschen in Ihrem beruflichen oder privaten Umfeld. Unser Mindset und die damit einhergehenden Glaubenssätze darüber, wie die Welt ausschaut und was von ihr zu erwarten ist, werden sich de facto immer wieder von neuem bestätigen. Das ist das Prinzip der bekannten Self-Fulfilling-Prophecy. Zumindest solange wir nichts an dieser Spirale ändern.

    Das Spannende ist, dass die Gehirnforschung uns heute klar aufzeigt, dass Menschen eben nicht Opfer ihrer äußeren Umstände sind, sondern dass sie Selbstverantwortung für ihre Umstände tragen. Die schmerzvolle Wahrheit lautet: Wir tragen eben auch für unsere pessimistische Weltsicht und unsere schlechten Gefühle selbst die Verantwortung.

    Wenn wir Verhalten wirklich verändern wollen, dann ist es notwendig, dass wir Gewohnheiten verändern – um somit neue Verknüpfungen im Gehirn zu schaffen. Die meisten Wissenschaftler gehen heute davon aus, dass wir ca 30 Tage brauchen, um uns eine neue Gewohnheit anzutrainieren. Es mag durchaus auch etwas länger dauern, wenn die pessimistische Weltsicht sehr zementiert ist. Grundvoraussetzung: der Wille hierzu muss da sein.


    Das eigene Potential entwickeln macht glücklich

    Wir Menschen sind nicht dazu gemacht, untätig zu sein. Unser Gehirn ist so gestrickt, dass wir wunderbare chemische „Glücks“-Substanzen ausschütten, wenn wir unser Potential nutzen und entwickeln. Das ist jedoch nur möglich, wenn wir uns sinnvolle Ziele setzen, an denen wir arbeiten. Wir werden also mit positiven Gefühlen belohnt bereits wenn wir an Themen arbeiten, die uns erfüllen. Das ist biologisch so vorgesehen.

    Hierzu müssen Sie sich nur einmal mit den Ergebnissen des Forschers Mihaly Csikszentmihalyi zum Thema „Flow“ beschäftigen. Darüberhinaus gibt es mittlerweile viele weitere Ergebnisse aus der Forschung und insbesondere aus dem Bereich der Positiven Psychologie, die dies bestätigen.

    Jetzt ist das nur so eine Sache mit dem eigenen Potential. Denn viele wissen überhaupt nicht, was denn ihr Potential ist, welche Talente sie haben und welche Stärken sie bereits ausgebildet haben, geschweige denn, welche Ziele sie im Leben haben.

    Mehr zum Thema „Wie Sie Ihre Stärken erkennen können“ erfahren Sie in meinem nächsten Blog „Stärkenorientiert führen – Teil 2, wie erkenne ich Stärken – bei mir selbst und bei anderen“.

    Hier soll es ganz pragmatisch erstmal darum gehen, was denn genau stärkenfokussierte Selbstführung bedeutet und was es bringt.

    Die Forschung und hier insbesondere die Resilienzforschung sowie die Positive Psychologie haben uns gezeigt, dass die regelmäßige Fokussierung auf die eigenen Stärken mehrere positive Resultate bringt:

    • eine Steigerung des Wohlbefindens
    • mehr Selbst- Bewusstsein
    • mehr innere Stabilität und emotionale Ausgeglichenheit
    • Das Gefühl das Leben im Griff zu haben
    • Begeisterung für das, was man tut
    • Motivation sich weiterzuentwickeln
    • und last but not least und dies ist häufig eine surprise für viele Effizienzgetriebene in Unternehmen: eine höhere Effizienz in der Arbeit

    Et voilà. Na, wenn das so ist, dann sind wir doch gleich noch bereiter unser Potential und unsere Stärken zu leben um damit glücklich und effizient unterwegs zu sein. Sie etwa nicht?

    „Die wahre Tragödie des Lebens ist nicht, dass wir nicht genügend Stärken haben, sondern dass wir die, die wir haben, nicht anwenden.“

    (Buckingham & Clifton)

    Die Macht der Gewohnheit ausnutzen

    Fangen Sie an, Veränderungen an sich vorzunehmen, die Sie zu dem Menschen entwickeln, der Sie wirklich sein wollen. Bereits Epiktet, ein griechischer Philosoph aus der Antike soll einmal gesagt haben: “Entscheide erst wer du sein willst und dann handle danach!“. Ein weiser Spruch.

    Dazu braucht es eine hohe Selbsterkenntnis, mit anderen Worten: was ist Ihnen wichtig, welches sind Ihre Werte, Ihre Ziele und Visionen, Ihre Stärken und was ist Ihr „Why“ (warum tun Sie was Sie tun). Wenn Sie für all diese Aspekte Antworten gefunden haben, merken Sie, dass es nicht mehr schwer ist, die Schritte weiterzugehen in ihre gewünschte Zielrichtung. Wer nicht weiß, wer er ist und was er will, für den wird es etwas schwieriger.

    Unterstützen können Sie sich selbst dennoch jederzeit auf diesem Weg, auch wenn Sie den obigen Klärungsprozess für sich nicht oder noch nicht vollständig durchlaufen haben. Jetzt werden Sie sich vielleicht fragen „wie denn“? Wie bereits zuvor erwähnt mit der Macht der Gewohnheit, die unser Gehirn für uns vorgesehen hat.

    Was können Sie nun genau tun um sich hiermit eine neue erwünschte Gewohnheit anzugewöhnen und eine alte ungewünschte Gewohnheit bleiben zu lassen?

    Ganz einfach: Einfach tun! Just do it! Ich möchte Ihnen hier gerne ein Beispiel nehmen, bei dem ich vermute, damit können die meisten etwas anfangen. Stellen Sie sich bitte einmal vor, Sie haben nun endlich beschlossen, nicht mehr Ihren vielen Entschuldigungen und Versuchungen zu unterliegen, wenn es um Ihren Vorsatz geht, sich endlich sportlich betätigen zu wollen. Nein, Sie haben sich entschlossen, endlich aktiv zu werden. Ihr konkretes Ziel: einmal am Tag joggen gehen.

    Sie ahnen es wahrscheinlich schon: die ersten Tage könnte es schwer sein, Ihre Selbstüberzeugungs-Aktivitäten sind etwas holprig und Sie müssen sich häufig einfach zwingen, Ihre Laufschuhe anzuziehen. Und ich will hier nichts beschönigen: es braucht grade zu Beginn immer eine ordentliche Portion Selbstdisziplin.

    Aber das große Los wartet auf Sie … Sie werden nach ca vier Wochen merken, dass Sie wie selbstverständlich Ihre Joggingschuhe anziehen und innerlich jeden Tag bereits mental „auf dem Sprung“ sind und es kaum erwarten können, endlich Ihre Jogging Runde zu starten.

    Das nennt man „Macht der Gewohnheit“. Dann erscheint die Runde Joggen auch nicht mehr als „To Do“ auf Ihrer To Do Liste, denn Sie laufen gerne los und mit Selbstverständlichkeit. Sie müssen dann nicht mehr drüber nachdenken, wie Sie „Ihren inneren Schweinehund“ überwinden. Nach nur wenigen Wochen ist diese neue Gewohnheit ein Teil Ihres Autopiloten geworden. Hier haben Sie den Mechanismus genutzt: Handlung erzeugt Haltung. Wunderbar.

    Die Macht der Imagination ausnutzen

    Ein weiteres unglaubliches Tool, nämlich die enorme Kraft der Imagination, die Vorstellungskraft, ist eine Ressource, auf die wir Menschen Zugriff haben. Die Kraft der Imagination wurde schon von vielen Menschen genutzt, um sich und ihre Visionen weiterzuentwickeln oder gar die Welt ein Stück weit damit zu beeinflussen. Diese Möglichkeit steht jedoch nicht nur Menschen zur Verfügung, die bekannt sind, wie beispielsweise Martin Luther King mit „I had a dream“.

    Diese Imaginationskraft steht uns allen zur Verfügung. Sie verschafft uns enorme innere Stärke, um schwierige Situationen gut zu überstehen und uns auf etwas zu freuen, von dem wir überzeugt sind, dass es danach geschehen kann.  Jeder Mensch hat diese Gabe. Ich bin sicher, Sie selbst kennen ebenfalls Menschen, die eine starke Imaginationskraft haben und diese dafür nutzen, um ihren Weg zu gehen.

    Auch hier gilt: je mehr wir diese Imaginationskraft trainieren umso leichter fällt sie uns. Daher seien Sie grade zu Beginn etwas geduldig mit sich selbst.

    Was konkret heißt denn nun „die Macht der Imagination“ zu nutzen“? Fakt ist, dass unser Gehirn eine reine Imagination nicht von echter Wirklichkeit unterscheiden kann. Mit anderen Worten: wenn Sie sich beispielsweise vor einer Prüfung befinden und sich analog eines Regisseurs diesen „Film“ der Prüfung wieder und wieder vorstellen vor Ihrem inneren Auge. Wichtig hierbei ist, dass Sie sich diesen Film so vorstellen können, dass sie diesen mit positiven Gefühlen verbinden können. In der eigentlichen realen Prüfungssituation werden Sie mit grösserer Souveränität erscheinen. Auch hier gilt: es werden neue Verknüpfungen im Gehirn geschaffen und eine neue Verhaltensweise wird dadurch bereits mental „gelebt“. Das hat zur Folge, dass wir eben diese „mental erlebten Verhaltensweisen“ einfacher in der Realität umsetzen können.

    Das Thema ist nicht so neu. Bereits Walt Disney sagte einmal „If you can dream it you can do it!” Die Kraft der Imagination liegt allen Mentaltechniken zugrunde. Auch die Meditation nutzt diese Stärke und schafft dadurch nicht nur neue Verknüpfungen im Gehirn, sondern öffnet damit sprichwörtlich neue Perspektiven auf die Welt und schafft damit neue Handlungszugänge.

    Die Kunst es trotzdem zu tun

    Lernen, über sich selbst hinauswachsen, an seine Grenzen zu gehen bedeutet immer wieder auch Fehler machen zu dürfen. Das gehört dazu. Raus aus der Komfortzone, rein in die Wachstumszone. Fehler gehören zum Leben. Daher ist es wichtig, wenn Sie auf dem Weg sind zur besten Version Ihrer Selbst: geben Sie nicht zu schnell auf! Die Stimmen im Ohr können grade zu Beginn noch sehr stark sein, die Ihnen zuflüstern: „Ich wusste doch gleich, dass das nicht klappt!“. Damit wären wir dann wieder bei der self fulfilling prophecy.

    Die Kunst ist es hier: es erst recht zu tun. Auch wenn Sie vielleicht bei dem folgenden Satz Ihre Zweifel haben „Fake it until you make it!“, wie es beispielweise der Psychologe Richard Wiseman tituliert hat und hierzu geforscht hat. Es funktioniert. Sie müssen einfach nur dranbleiben, einfach tun.

    Sollten Sie also nicht gleich erfolgreich sein mit Ihrem Vorhaben, glauben Sie dennoch daran, dass es dann eben beim nächsten Mal klappt. Oder Sie glauben immer noch nicht daran, weil Sie den alten Glaubenssatz noch nicht aufgeben wollen – aber Sie machen es trotzdem. Es liegt in Ihrer Hand. Es ist Ihre Entscheidung.

    Dranbleiben heisst hier die Devise. Und wenn Sie dann einfach so tun als ob, dann wird es Ihnen Ihr Gehirn danken – und Ihren Taten glauben. Mit anderen Worten: wissenschaftlich betrachtet kann es in beide Richtungen funktionieren: Haltung erzeugt Handlung und auch Handlung erzeugt Haltung.

    Dies war nun ein kleiner Vorgeschmack davon, was Sie sich unter stärkenfokussierter Selbstführung vorstellen können. Im nächsten Artikel wird es darum gehen, wie Sie Ihren eigenen Stärken und/ oder denen Ihrer Mitarbeiter auf die Spur kommen.

    Bleiben Sie dran!

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